Mobilitätstraining in Bad Liebenzell (Schwarzwald)
Ich habe mein Mobilitätstraining
im schönen Schwarzwald absolviert. Ich habe dies über meine Augenärztin
bekommen, also ein Rezept und ein Gutachten für das Mobilitätstraining. Mit
diesen beiden Schreiben bin ich zu meiner Krankenkasse gegangen und hab es dort
eingereicht. Eine Bewilligung habe ich natürlich bekommen.
Ich habe mir absichtlich eine
Schulungsstätte ausgesucht, die nicht in meiner gewohnten Umgebung ist. Man
bewegt sich ja nicht nur in seiner vertrauten Umgebung.
Nun sollte es also nach Bad
Liebenzell im Schwarzwald gehen. Aber wie sollte ich dort hinkommen? Zum glück
gibt es ja den Service von der Deutschen Bahn, die helfen einem beim aus und
einsteigen in die Züge, natürlich auch beim umsteigen. Dies hat wunderbar
geklappt. Nun war ich also in Stuttgart auf dem Bahnhof, wo ich auch von einem
sehr netten Zivildienstleitenden abgeholt wurde, der mich in das Rudolf-Krähmär-Haus
brachte, wo auch das Mobilitätstraining erfolgen sollte. Dort wurde mir erstmal
mein Zimmer gezeigt, da sollte ich nun die nächsten 4 Wochen bleiben, was ich
mir noch nicht so recht vorstellen konnte.
Zuerst hat man mir die
verschiedenen Formen der Kreuzungen erklärt und worauf man achten muss, wenn
man an diesen steht und eine Straße überqueren will. Ich verstand nur Bahnhof
(T-Kreutzung, Plus-Kreuzung, Stern-Kreuzung usw.). Mir gab man dann einen
Übungsstock in die Hand und ich sollte die Kreuzungen doch einmal mit dem Stock
abtasten, die auf dem Boden mit Matten ausgelegt waren. Danach verstand ich was
der Trainer von mir wollte.
Nun ging es in den kleinen Ort, wo
wir mit dem Stock anfingen zu laufen. Ich tat mich zu Anfang etwas schwer, aber
dann hat es gut funktioniert. Der Stock wollte nicht so wie ich wollte, er war
immer da, wo er nicht sein sollte. Er war zu weit rechts oder links oder er war
nicht genug an den Seiten. So ging das hin und her. So nun kannte ich also Bad
Liebenzell, „aber da waren doch noch über 3 Wochen, was machen wir denn da noch?“
dachte ich so. In der Nächsten Woche sollte es nun Nach Pforzheim gehen, wo wir
eine Kleinstadt kennen lernen sollten. Wir stellten uns vor, dass wir dort
grade in eine neue Wohnung eingezogen sind und wir müssen uns umsehen. Was ist
so alles in der Gegend? Wie kann man seine neue Umgebung kennen lernen? Nun,
als erstes sind wir mal um das Haus gegangen, um zu sehen, wo welche
Untergründe sind und wie breit die Wege sind. Wir mussten feststellen, dass der
Fußweg nicht sehr breit war und dass das ein Hindernislauf wird, hätten wir
nicht gedacht, denn dort standen überall kleine Mülltonnen umher, die wir
natürlich mitgenommen haben. Achten laufen und dann immer größere runden bis
dann die Erkundung der Läden und Geschäfte anfing.
Wir mussten dann bis zum Bahnhof laufen
und mit den öffentlichen wieder zurück zu unserer imaginären Wohnung. Dann
begann das Spiel von vorne. Als wir nun die Kleinstadt unsicher gemacht hatten,
sagte man, dass wir in der letzten Woche noch nach Stuttgart fahren würden und
uns dort den Bahnhof anzuschauen könnten. Was gibt es schon besonderes an einem
Bahnhof zu sehen? Das sollten wir nun erfahren.
Auf dem Bahnhof angekommen, wurden
uns verschiedene Merkmale gezeigt, an denen man sich orientieren kann und
sollte wenn man schlecht sieht oder blind ist. Die Sehenden haben Orientierung
an den Lampen die verlaufen normalerweise immer am Bahnsteigrand entlang. Die
Blinden orientieren sich an den Leitlinien wenn welche vorhanden sind.
Wie findet man eigentlich eine
Rolltreppe, Fahrstuhl oder eine Treppe auf einem Bahnhof? Ganz einfach man muss
nur darauf achten wo eine Metallplatte im Boden eingelassen ist, dort findet
man eine Rolltreppe, Fahrstuhl oder eine Treppe. Rolltreppenfahren haben wir
auch geübt.
Der Höhepunkt war nun unsere
Abschlussprüfung. In der sollten wir von Bad Liebenzell nach Pforzheim fahren
und eine kleine Aufgabe erledigen. Ich sollte Kuchen von einem Becker holen. Da
wurde mir gesagt, ich solle doch „süße Stückle“ holen. Was sind für einen
Sachsen Anhalter „süße Stückle“ ich dachte so „das ist bestimmt Obstkuchen oder
so“. Auf der Fahrt nach Pforzheim fragte ich nun einen von unserer Truppe, ob
er mir mal sagen könne was das für Kuchen ist. Ganz einfach das ist
Blätterteig. „Verlange einfach nur süße Stückle“ sagte er. Beim Becker bekam
ich dann das Richtige. Mit meiner wertvollen Fracht machte ich mich auf den Rückweg.
Als wir dann wieder in unserer
Ausbildungsstätte angekommen waren, wurde uns mitgeteilt, dass wir unsere
Prüfung alle bestanden haben. Wir haben keine Fehler gemacht und haben auch
keine Fehler eingebaut.
Bevor wir nun nach Hause durften,
zeigte man uns noch einige Hilfsmittel, die im Haushalt und im alltäglichen
Leben uns das Leben erleichtern sollen. Das war also ein bisschen LPF
(Lebenspraktische Fertigkeiten).
Da ich ja nun noch etwas sehen
kann, musste ich in der ganzen Zeit, wenn wir Training hatten, eine Brille
aufsetzen, durch die man nichts sehen konnte. Dies war für mich zwar eine
ganzschöne Umstellung aber sie hat sich gelohnt.
Wir konnten nun also alle heil und
gesund nach Hause fahren. Zu Hause angekommen habe ich gleich mein Erlerntes
umgesetzt.